09.06.11


Ouvertüre: Vom Mälaren nach Öregrund und Gävle

 

Donnerstag, 19. Mai 2011


12.40 Uhr: Flug mit der Swiss nach Stockholm. Um 17.00 habe ich einen Direktzug von Arlanda nach Kungsör. Ich habe im Flughafen noch Geld getauscht, aber die schwedische Bahn will kein Bargeld, nur Kreditkarte (oder im Internet buchen, hätte ich auch gekonnt). Das ist wohl die Zukunft, Bar Zahlen ist out leichter geht’s mit Kreditkarte oder Mobile
und sei der Betrag auch noch so klein.
Wie zu hause ist auch in Schweden strahlend blauer Himmel, dazu weht eine frische Brise. Wetter zum Lossegeln.
Nach 2 Stunden treffe ich in Kungsör ein. Ich rufe Daniel, den Juniorchef der Werft an. Sesam öffne dich (dank Handy) öffnet sich das Tor zur Werft. Die Hilde wartet schon. „So lass dich mal anschauen“ Neue Fussreeling, Handlauf repariert und die Nase „geliftet“ und mit einem braunen Teint.
Auch Innen ist alles picobello und trocken. Nur 2 Weinflaschen haben den harten Winter mit Temperaturen von minus 30° nicht überlebt.
Ich ziehe die Matrazen an und packe aus. Viel zu viel Kleider habe ich mitgebracht. Die Kleiderkiste quillt über.
So gegen 10 Uhr geht die Sonne unter und ein paar Mücken kommen - „zum Apéro“. Es wird kühl, ich ziehe einen 2. Pullover über, mache mir einen Tee mit Rum und schlüpfe dann in den warmen Schlafsack.

Freitag, 20. Mai 2011


Um 5 Uhr weckt mich die Sonne. Zu früh! Ich drehe mich nochmal auf die andere Seite und schlafe bis ½ 8 Uhr. Dann hake ich meine To-Do-Liste ab:
Einkaufen, Bilge putzen (der neue Akustaubsauger bewährt sich bestens), 40 m Ankerseil für die Höga Kusten kaufen, etc. Zum Schluss checke ich noch den Wetterbericht im Internet: bis Montag sieht’s gut aus, SW/W-Wind. Ich beschliesse morgen einen Frühstart zu machen, um bis Montag, falls möglich, nach Stockholm zu kommen.
Dann ist noch mein 1. Versuch eine schwedische SIM Karte zu erwerben wert zu erzählen. Man hat mir gesagt, SIM Karten gibt’s in jedem Laden zu kaufen, u.a. auch im COOP. Der Mann an der Kasse kann kein Englisch oder will kein Englisch können. Aber ich verstehe, das es viele Anbieter gibt. Schliesslich hilft eine Englisch sprechende Kollegin bei der Auswahl und bei der Installation. Aber ohne Erfolg. Man muss sich erst übers Internet registrieren auf schwedisch und dann geht’s nochmal 5 Tage bis die Nummer aktiviert ist. Das ist nicht das, was ich wollte. Man nimmt anstandslos die Karte zurück. Ich soll’s in Stockholm in einen spezialisierten Laden nochmal versuchen.


Samstag, 21. mai 2011


Stehe zusammen mit der Sonne noch vor 5 Uhr auf .Weiterhin strahlend bauer Himmel und, wie vorhergesagt, eine frische Brise aus SW/W.

Es dauert dann noch eine Weile, bis ich alles verräumt und eingefädelt habe. Aber um ½ 8 Uhr heisst es dann „Leinen los.

Auch das Segelsetzen dauert länger als auch schon. Die Hilde hat keine Lust so in den Wind gestellt zu werden. Aber nachdem die Segel dann endlich gesetzt sind, sausen wir mit achterlichen Wind mit 5-6 Knoten.  Der Tagesrekord liegt über 7 knt. .

Um 10 Uhr erreichen wir die erste Brücke bei Kvieksund, gerade rechtzeitig. Die Brücke öffnet während den ersten 10 Minuten jeder Stunde....Kaum habe ich die Segel geborgen, geht sie auch schon auf. Glück gehabt.

Und weiter geht die Sausefahrt. Nach 17 sm passiere ich Sundbyholmen, letztes Jahr unser letzter Etappenort.

Kurz nach 3 Uhr bin ich in Strängnäs. Zu früh um jetzt schon Feierabend zu machen . Ich drehe ein paar Runden und muss noch eine Weile warten, bis die Brücke öffnet. Eine gute Gelegenheit, um schnell noch ein paar Brote zu essen und ein Bier zu trinken. Bis ich dann merke, dass die Brücke nicht automatisch öffnet, sondern man muss am Steg einen Knopf drücken. Gar nicht so einfach, so allein und.bei dem Wind ...und Leine und Fender hab ich auch keine parat. Aber dann schaff ich’s doch noch .....tuuuuut, tuuuuut.....Sesam öffne dich! ....die Brücke geht auf.

Die 3. Brücke erreiche ich wieder „just in time“ (öffnet 20-30 Minuten nach jeder Stunde). Wieder vorsichtig den Steg ansteuern, Knopf drücken, ... nochmal , ....nochmal .....die Schranken vor der Brücke senken sich und die Brücke geht auf.

Nach 12 Stunden und 53 sm bin ich am Ziel: im Gästehafen von Mariefred, gerad gegenüber vom Schloss Gripsholm. Der Hafenkantor hat schon zu, aber ein Bootsnachbar verrät mir freundlicherweise den Code für die Sanitäranlagen

Jetzt habe ich Hunger. Geräucherte Makrele mit Gschwellti und Salat. Pappsatt und hundemüde krieche ich in den Schlafsack.


Sonntag, 22. Mai 2011


Sonniger Sonntag. Frühstück, dann Spaziergang durchs Dorf. Ein richtig schnuckeliges Dorf dieses Mariefred. Im ICA Laden kaufe ich noch Vorräte für das Nachtesssen ein. Dann noch schnell eine Runde durchs Schloss Gripsholm und um 10 Uhr bin ich wieder unterwegs – Ziel Stockholm.

Anfangs geht’s noch ganz gemütlich, aber dann dreht Rasmus die Düse auf und weiter geht die Sausefahrt. Tagesrekord 7.3 Knt. Wenn der Wind dann in den engen Passagen ausfällt oder plötzlich von vorne kommt, nehme ich den Motor zur Hilfe. Ansonsten segle ich durch bis Stockholm.

Die letzten paar Meilen in Stockholm geht’s dann mit Motor unter ein paar Brücken hindurch und durch eine Schleuse mit Brücke. Alles kein Problem, bis dann die letzte Brücke gerade vor unserer Nase wieder schliesst. Durchfahrtshöhe 11.4 m. Das müsste eigentlich reichen. Sicherheitshalber schaue ich nochmals die technischen Daten im Logbuch an. „Masthöhe 10.75 m über dem Wasser“, steht da. Vorsichtig und mt einem etwas mulmigen Gefühl taste ich mich an die Brücke und..... dann sind wir auch schon unter der Brücke und es reicht – uff geschafft! Jetzt sind wir auch gleich am Ziel. Gleich um die Ecke, zwischen Tivoli und Vasamuseum liegt der Vasahamnen.

In 2 Tagen habe ich 87 sm gemacht, davon 81 gesegelt. Ich klopfe mir in Gedanken auf die Schulter und mache mich an die Zubereitung des Nachtessens. Spaghetti con pomodore, aglio, peperonici und Speck. Ich koche mindestens 3 Portionen und esse alles alleine auf!

 

Montag, 23. Mai 2011


Regen tropft aufs Zeltdach. Ich drehe mich um und schlafe noch eine Runde.
Hafentag. Heute mittag soll die Crew vom Bodensee an Bord kommen.

Nach dem Früchstück mache ich eine Einkaufsliste, packe den Laptop in den Rucksack und fahre mit dem Tram no. 7 in die Stadt, Endstation Segeltorg. Im erstbesten Telefonladen kaufe ich
(a) eine schwedische SIM Karte (diesmal klappt’s!!!)
(b) einen Broadband Starterset mit 1 Monat Internetzugang und
(c) 1 Billighandy für die Schwedische SIM – Karte.

Der freundliche Verkäufer installiert alles pfannenfertig und es klappt! Tack! Im Ohlson entdecke ich noch ein Geburtstagsgeschenk für Monika: Kubb, ein Holzwurfspiel („der Wikinger“). 10 kg schwerer laufe ich leichtbeschwingt, ob meiner effizienten und erfogreichen Einkäufen zum Bahnhof.

Reinhold und Anneliese sind inzwischen gelandet und auf dem Weg zum Bahnhof. Ich nutze die Wartezeit und kaufe ein Billett für Monika’s Rückfahrt. Dann probier ich meinen mobilen Internetzugang aus ....aber was im Laden noch so gut funktioniert hat, geht plötzlich nicht mehr.

Reinhold und Anneliese treffen ein. Sie haben im Flugzeug nichts zu essen bekommen und sterben vor Hunger. Ich gehe nochmal in den Laden, wo ich meinen Internetzugang gekauft habe. Der Verkäufer bemüht sich rührend aber erfolglos, er probiert es auf seinem PC, - geht nicht! Er ruft die Hotline an, die rät alles noch mal neu installieren und siehe da es geht. Diesmal bin ich aber vorsichtig. Laptop abschalten und dann mal sehen ob’s dann immer noch funktioniert ...... – geht nicht! Wir geben auf. Ich bekomme mein Geld zurück.

Vielleicht liegt’s an der Marke. Am Segeltorg entdecke ich ich einen Telia- Shop. Und siehe da mit Telia klappt’s und funktioniert auch nach dem Restart (der Verkäufer denkt sicher, was ist das für ein misstrauischer Alter) funktioniert es immer noch !!! Hurra, damit wäre auch dieses Problem gelöst, - sollte man meinen....

Wir bringen das Gepäck aufs Schiff und gehen dann einkaufen. Zuerst in einen kleinen Laden in der Nähe, und dann, weil wir dort nicht alles finden, in einen grösseren in der City. Später irren wir, mit unseren Einkäufen schwer beladen, durch die Stadt, auf der Suche nach einem Restaurant, das allen genehm ist. Da Letzteres ungefähr so schwer ist, wie das Kamel durch das Nadelöhr zu bringen, enden wir schlussendlich wieder auf der Hilde und beenden den Tag mit Brot, Wurst und Käse – und Vino nicht zu vergessen.

Ich probiere nochmal meinen „internet magic stick“ und .... geht schon wieder nicht. Und dann, nach viel Gefluche ... geht’s dann irgendwann doch noch ....warum weiss keiner – verhext internet vooddoo voodoo?

 

Dienstag, 24. Mai 2011


Anneliese schreibt im Logbuch: „Geschlafen wie in Abrahams Schoss“ und auch Alfred meint, dass es letzte Nacht sicher 6° wärmer war in der Kabine.
Das tröstet ein wenig darüber hinweg, dass letzteNacht Dusche und WC abgeschlossen waren – wegen Stromausfall, wie sich später herausstellt - und die warme Dusche am Morgen leider ausgefallen musste. Hafengebühren im obereren Bereich garantieren nicht immer Service in diesem Bereich. In der Vorsaison kommt der Hafenmeister, wenn überhaupt, nur zum Kassieren.

Eine frische Brise von achtern lässt uns gut voran kommen. Reinhold an der Pinne freut sich, dass es mal ein bischen mehr Wind als am Bodensee hat.

Wir segeln 32 sm bis Angsö. Zum Schluss macht sich Rasmus noch ein Spässchen mit uns. Wir haben gerade die Segel geborgen und sind am überlegen, ob wir jetzt in dieser oder in der andern Bucht festmachen sollen, da fegt ein kurzer Regenschauer mit heftigen Regenböen über uns hinweg. So schnell wie gekommen, ist der Spuck auch schon wieder weg und nachdem wir am Felsen mit Heckanker festgemacht haben, kommt wieder die Sonne heraus. Reinhold legt die Spareribs auf den Grill. Mit Sweet Baby Ray’s Barbecue Sauce, Gschwellti und Salat ein köstlicher kulinarischer Abschluss eines tollen Segeltages.

 

Mittwoch, 25. Mai 2011


„Guten Morgen!“ Die Temperatur liegt im einstelligen Bereich. Reinhold und Alfred machen sich auf einen Inselerkundungsjogg. Anneliese geniesst noch eine Runde Schlaf mit mehr Platz in Abrahams Schoss. Die Insel war im letzten Jahrhundert noch bewohnt von einer Bauernfamilie. Der Bauer verschwand eines Tages im Januar, wahrscheinlich war er durchs Eis gebrochen. Heute steht die Insel unter Naturschutz. Schwedens bekannteste Orchidee, Adam och Eva oder Holunder-Knabenkraut gibt es hier in Hülle und Fülle.

Nach einem ausführlichen Frühstück segeln wir weiter nach Norden, immer schön am Rand des Fahrwassers, um den dicken Fähren nicht zu nahe kommen. Reinhold übt sich heute im Segelsetzen und flucht genau so wie Monika (Sch......dreck!) über die ungewohnte Technik. Anschliessend versöhnt er sich als Steuermann wieder mit der Hilde und lässt alle Geschwindigkeitsrekorde purzeln.

Der erste Ankerplatz auf Idö wird für zu windig befunden. Wir segeln weiter nach Arholma (Österhamn). Mit Hilfe des schwedischen Nachbarn sägen und spalten Reinhold und Alfred Holz für die Sauna.

Nach einem feinen Nachtessen, Kötbollar mit handgemachtem Kartoffelstock, Salat und Vino geniessen wir die heisse Sauna und das erfrischende (7°) Bad im See.


Donnerstag, 26 Mai 2011


Sonne, blauer Himmel. Eine leichte Brise aus Ost- Südost. Das passt ja wieder bestens, denn wir müssen nach Norrtälje, um unsere Vorräte aufzufüllen. Zum andereren hat Alfred gestern die Kartensätze etwas genauer angeschaut und festgestellt, dass ihm zwischen Arholma und Öregrund Karten fehlen. Norrtälje ist der beste Ort, um diese Karten zu kaufen.

Wir fahren den Norrtäljevikken hinauf. Für Alfred ist es schon das 3. Mal und immer wieder schön. Gemütlich fahren wir vorbei an liebevoll gepflegten Sommerhäusern mit Bootssteg und Bastu (Sauna).

Der Gästehafen ist neu gestaltet und ausgebaut. Aber es ist Vorsaison und alles ist zu. Die angegebenen Telefonnummern werden auch nicht bedient. Was tun ? Wir gehen erst mal in die Stadt einkaufen und essen in Alfreds Stammkneipe auf der Terasse in der warmen Abendsonne einen feinen Z’nacht.

Anneliese hat sich schon damit abgefunden, dass sie heute auf den Eimer muss, da bekommt Reinhold ein sms mit dem Code für die Sanitäranlagen, der dann nicht geht. Sms hin und her bekommen wir einen 2. Code und der funktioniert. Reinhold und Anneliese nehmen sogleich die Sauna in Betrieb und saunen bis Mitternacht.

 

Freitag, 27. Mai 2011


Kalt, Regen und der Wind aus der falschen Richtung, also: Hafentag.

Anneliese verzieht sich mit Wallander in die Sanitärräume, der einzige warme und trockene Platz. Nachdem wir alle ausgiebig gesaunat haben, gehen wir wieder in die Stadt einkaufen:  Alfred kauft die Zutaten fürs Nachtessen: Lauchrisotto mit Chorizo und Anneliese bekommt, statt der gesuchten Tischdecken, ein neues Topp.

Im Hafen gibt’s heute Nacht eine Party. Man rät uns an einen andern Platz zu verlegen, wenn wir in Ruhe schlafen wollen. Kurz vor dem Schlafengehen, will  Alfred noch ein SMS schicken, aber mitten in der Nachricht versagt die Tastatur den Dienst. Eine erste Diagnose sagt: Wasser. „Huure Sch.....dreck“!!! Die Lösung des Problems wird auf den morgigen Tag verschoben.

Aufgeweicht vom vielen Duschen und gegart von den vielen Saunagängen schlafen wir trotz Technikproblemen in den warmen Schlafsäcken ein. Ab und zu ziehen grölende Jungs vorbei, ziehen den Stecker und klopfen ans Schiff – alles nichts gegen Dubrovnik!

 

Samstag, 28. Mai 2011


Das schöne Segelwetter ist zurück. Mit achterlichem Wind nehmen wir Kurs auf Grisslehamn.
Anneliese bekommt Privatuntericht beim Käpten in Knotenlehre: „kommt ein Drachen aus dem Teich, schlingt sich um die Jungfrau....“.

Wir segeln durch den Vätösundet, den Björköfjärden und den Vätökanal vorbei an schnuckeligen Sommerhäuschen, entdecken hier und da eine moderne Sauna, die wie das Fass des Diogenes aussieht. Bei all dieser Schönheit, macht sich der weibliche Teil der Besatzung Gedanken, dass sie nun bald den Eimer ausräumen und einem andern Zweck zuführen muss. Klappt alles bestens, nur die Spülung, sprich das Einholen des Eimers, muss noch geübt werden.

In Grisslehamn angekommen, ist natürlich wieder alles verschlossen, kein Hafenkäpitän, keine Telefonnummer, kein Code für die sanitären Anlagen. Aber wieder haben wir Glück. Alfred fragt einen Angler; der zückt sein Handy und schon haben wir den Code. Bei der Gelegenheit finden wir noch einen verwaisten Grill für unsere Spareribs und Chorizo.
Beim anschliessenden Verdauungsspaziergang durch Grisslehamn entdecken wir eine kleine Bakeri mit Café und eine Fisk Rökeri, morgen Sonntag ab 9 Uhr, respektive 10 Uhr geöffnet.


Sonntag, 29. Mai 2011


Wir bezahlen die Liegeplatzgebühren und bekommen einen Gutschein für Gratistickets für die Fähre nach Eckerö (Aalands). Schweren Herzens verzichten wir aufs Taxfree Shopping, geniessen ein 2. Frühstück im schnuckeligen Bakeri Café, kaufen geräucherten Fisch fürs Nachtessen und legen ab, Kurs Öregrund.

Mit einer frischen Brise aus SW kommen wir flott voran und treffen um ½ 4 Uhr in Öregrund ein. Dort treffen wir wieder Macki und Hanni, aus Überlingen am Bodensee, zum 2. Mal unterwegs nach Haparanda. Sie laden uns zu einem Schnack beim Bier auf ihr Schiff, die  Tin-Tin, ein. „Vielen Dank! Das nächste Mal auf der Hilde!“

Nach einem Apéro im Hafencafé, gibt’s feinen Räucherfisch und Gschwellti ....ein würdiger kulinarischer Abschluss dieser ersten Etappe.


Montag, 30. Mai 2011


Happy Birthday, Monika! Der Hilde Shanty Chor singt über Skype ein Geburtstagständchen.

Anneliese und Reinhold mustern heute ab. Sie fahren mit dem Bus via Uppsala nach Stockholm.

Ich räume das Schiff auf und geniesse wieder „soooo     viel       Platz“.

Einkaufen: Lebensmittel im ICA und Wein im Sytembolaget. So nah finde ich diese Läden wohl so schnell nicht mehr.

Zum Z’Nacht gibt’s Fast Food: die restlichen schwedischen „Cervelats“ und Kartoffelsalat vom ICA.

Dann schaue ich mir nochmals den Wetterbericht für morgen an: Südost 3-8m/s. Das ist der ideale Wind für den Kurs nach Gävle. Es ist schon Mitternacht, als ich das GPS, gefüttert mit 8 Waypoints, ausschalte. Eine gute Idee, wie sich morgen noch zeigen wird....


Dienstag, 31. Mai 2011


Meine Nachbarn machen sich um 4 Uhr bereit zum Ablegen. Schlafen kann ich so nicht mehr, da kann ich auch gleich aufstehen.

6 Uhr: Leinen los. Der Wind kommt aus Südost, aber Rasmus schläft noch. Ein bischen mehr Wind wäre willkommen, sonst kommen wir nie nach Gävle. Ich nehme das innere Fahrwasser durch die Schären.
Kaffee kochen, sms schreiben -eine richtige Kaffeefahrt. Nach halbem Weg legt der Wind auf die vorhergesagten 3-8m/s zu, die Hilde saust jetzt mit 5-6 Knoten.

Der Wind legt weiter zu und dreht nach Süden. Als ich den nächsten Waypoint beim Leuchtturm Eggegrund erreiche, wird das Wasser immer weisser und der Druck auf dem Ruder nimmt zu. Das war dann nicht so vorhergesagt! Ich drehe bei und versuche zu reffen. Dazu muss ich dann einige Male hin und her klettern: vor zum Mast, zurück ins Cockpit....und wieder vor zum Mast.... bis die Einhand-Reff-Premiere endlich gelingt. Zum Glück, denn Rasmus dreht die Winddüsen noch weiter auf... ein warmer Südwind, wie ein Föhnsturm, die Hilde saust jetzt mit mehr als 7 Knoten, irgendwann meine ich eine 8 auf dem Log gesehen zu haben. Einmal rutsche ich kurz aus... das hat der Pinne wohl nicht gut getan, ... deja vue vor 2 Jahren vor der polnischen Küste. Aber zum Glück hält sie .... das hätte gerade noch gefehlt.

GPS und Waypoints sei Dank, finde ich den Weg. Vor dem Leuchtturm von Bönan, etwas geschützt durch die südlich davon liegenden Inseln Limö und Romären, berge ich die Segel. Geschafft! Ich motore durch die enge, mit 5 Leuchtürmen verzierte Passage und nehme Kurs auf Granskär. Dort liegt schon die Tin-Tin mit Macki und Hanni. Sie haben mich überholt, als ich beim Reffen war... „hat etwas lange gedauert, wir haben uns schon Sorgen gemacht“ Laut ihrem Windmesser hatten wir 6-7 Bft und in Böen mit 17m/s  .....uiuiui ui.  Da bin ich dann schon froh, dass ich gut hier im sicheren Hafen angekommen bin.
Granskär ist ein Segelclubhafen. Es gibt ein Plumsklo, eine Sauna, ein Grillhäuschen  und Strom aber kein Trinkwasser... und nicht zu vergessen, Maiglöckchen hat es in Hülle und Fülle.
Adrenalin macht hungrig. Ich grille Schweinskoteletts im Grillhaus, sause zurück zum Boot setzte Kartoffel auf, wieder zum Grill, dass die Koteletts nicht anbrennen, wieder zum Boot ....ob die Kartoffel schon gar sind?
.....fast  wie Einhand-Reffen!


Mittwoch, 1. Juni 2011


Hafentag auf Granskär.

„gluck gluck gluck...“, gluckert es gegen die Bordwand. Der Wind hat über Nacht of NO gedreht und bläst jetzt von hinten unter der Persenning durch. Fertig Sommer! Gestern abend hat das Thermometer in der Kabine noch 20° gezeigt, heute morgen sind es gerade noch 11°

Da nehme ich das Angebot von Renny und Lena, die Sauna zu nutzen, gerne an. Renny und Lena kommen aus Boden bei Lulea. Er hat als Mitglied des Segelclubs nicht nur einen Schlüssel für die Sauna, sondern auch viele gute Tipps für schöne Ankerplätze auf dem Weg nach Haparanda. Ein paar davon verrät er mir bei Kaffee und Whiskey und Selbstgebranntem. Er gibt mir seine Telefonnummer. Wir sollen ihn anrufen, wenn wir in Lulea sind „to spend a nice evening together“.

Die heisse Sauna und das Bad in der Ostsse (9°) machen Hunger. Ich brate die restlichen Kartoffel und Grillkotelett zum Mittagessen.

Dann mache ich mich an die Reparatur, der Pinne. Der Akubohrer kommt zu seinem ersten Einsatz. Aber die weitere Reparatur muss warten, bis ich genügend lange Schrauben habe.

Inzwischen ist wieder blauer Himmel und fast windstill. In der Sonne kann man schon im T-Shirt sitzen. Gefühlter Sommeranfang?

Ich mache mich an die Arbeit: das Logbuch/Tagebuch nachtragen und mit Blog schreiben sollte ich auch mal anfangen.

Zum Nachtessen gibt’s Spaghetti con pomodori à la Annemarie. In Abwandlung vom Orginalrezept mit Stangensellerie. Ich weiss immer noch nicht, warum ich im ICA in Öregrund eine riesige Staude Stangensellerie gekauft habe. Warscheinlich aus Mitleid, weil sie sonst dort immer noch auf einen Käufer warten würde. Ich gebe der Tin-Tin Crew eineKostprobe. Das Rezept wird sofort ins Rezeptrepertoire aufgenommen.

Der Tag endet mit einer bootsübergreifenden Schnapsdegustation. Ich spendiere einen Williams.

 

Donnerstag, 2. Juni 2011


Hafentag Granskär.

Der Wind hat wieder gedreht und bläst von hinten unter die Persenning. Ich parkiere wieder an die andere Seite des Stegs.

Renny & Co. haben die Sauna schon aufgeheizt, 90°. Das tut gut und dann ins kalte Wasser ....brrrrh.!!!
Nach 2 Saunagänegn gibt’s Frühstück. Jetzt sollte ich endlich mit dem Blog schreiben beginnen. Da merke ich, dass die Lenzpumpe nicht mehr geht. Ich versuche es noch ein paar Mal, „rede ihr gut zu“, aber sie macht keinen Muks mehr.

So kommt die alte Handlenzpumpe auch mal zu einem Einsatz. Zum Glück ist die Hilde schon fast wieder dicht und macht nur ganz wenig Wasser.

Es gelingt mir die alte Pumpe auszubauen. Von den schwedischen Segelnachbarn bekomme ich ein paar Tipps, wo ich evtl in Gäfle eine neue kaufen kann. So vergeht der Vormittag mit der Pumpenreparatur.

Gestärkt durch ein gutes Mittagessen (Spaghettiresten) will ich endlich mit dem Blog anfangen, da bemerke ich dass ich 2 sms in der Inbox habe:

„Lieber Alfred, bist du immer noch in Gävle?“ steht im ersten und im zweiten schon dringlicher „wo steckst du?“ Gerade will ich antworten, da klingelt das Telefon . Ich gebe letzte Reisetipps zu Koffer-Rucksack und Fahrplan Arlanda – Gävle.

Dann endlich komme ich zum Blog schreiben, immer schön langsam im 2 Fingersuchsystem lasse ich die letzten 2 Wochen noch mal Revue paasieren. 2 tolle Wochen, noch nie bin ich in soviel gesegelt.

Zwischendurch kommt mir in den Sinn, dass ich alle meine Handys (4!!) mal wieder aufladen könnte. Und siehe da, es geschehen Zeichen und Wunder: das totgeglaubte Handy ist wieder auferstanden und funktioniert wieder, als ob nie was gewesen wäre.

 

Freitag, 3.Juni 2011


Ich motore nach Gävle zum Einkaufen. Vor der Brücke mache ich an der Kanalmauer fest und laufe ca. 1 km in Zentrum. Im Touristbyran erkundige ich mich nach Busfahrplänen von Stockholm nach Haparanda. Bei Clas Ohlson finde ich eine Lenzpumpe und lange Schrauben für die Pinne und noch ein paar andere nützliche Dinge für die „Hilde“. Auf dem Rathausplatz esse ich Strömming och Moos (Hering mit Kartoffelstock) vom Marktwagen.

Im ICA beim Bahnhof kaufe ich soviel ein, wie ich tragen kann und schleppe dann meine Einkäufe zurück zur Hilde. Gävle hat keinen eigentlichen Gästehafen. Ich motore ca. 2 sm zurück nach Fliskär, ein Clubhafen mit Gästeplätzen. Nach einigem hin-und her habe ich schliesslich einen Platz mit Stromanschluss, Wasser und kurzem Weg zur Toa. Auch eine Dusche hat’s – Herz was begehrst du mehr.

Ich montiere die neue Lenzpumpe und ..... sie funktioniert!! Dann versenke ich mit dem Akubohrer noch ein paar lange Schrauben in die Pinne. „So - das hält jetzt hoffentlich!!“

Zur Belohnung gibt’s ein Bier und ein paar Brote mit der feinen, im ICA Laden erstandenen, XXL Leberwurst (500g).



Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen